Sammlung

Wir sammeln!

Die Dokumentation Obersalzberg sammelt Objekte, Fotografien und Dokumente aller Art, die mit der Geschichte des Obersalzbergs, Berchtesgadens und der Region in Verbindung stehen. Der Schwerpunkt liegt auf der Zeit des Nationalsozialismus, aber auch auf der Vor- und Nachgeschichte bis in die Gegenwart. Die Sammlung ist die Grundlage unserer Ausstellungen und unserer Forschungen zum Obersalzberg.

Ausgewählte Objekte unserer Sammlung

Das kleine Holzmodell stellt Haus Wachenfeld dar, Hitlers Wohnsitz auf dem Obersalzberg. Es ist eine Spardose mit Geldschlitz im Dachfirst und einer absperrbaren Öffnung an der Unterseite.

Es handelt sich nicht um ein offizielles Propagandaprodukt, sondern um ein Souvenir für Hitlers Anhänger*innen. Dank der Besuchermassen florierte rund um den Obersalzberg das Geschäft mit solchen Devotionalien. Das NS-Regime versuchte allerdings rasch, den Handel mit solchen Hitler-Produkten zu regulieren und den Verkauf von „nationalem Kitsch“ zu unterbinden. Auch solche Haus Wachenfeld-Spardosen wurden geprüft, blieben aber erlaubt: Sparen galt als eine Tugend, die man gerne in Verbindung mit Hitler sah. Der Führerkult gelangte damit bis in die Kinderzimmer.

Die Spardose wurde in Serie produziert. Es gab ähnliche Modelle von verschiedenen Herstellern. Wer dieses Exemplar produziert und verkauft hat, ist nicht bekannt. Es dürfte zwischen 1933 und 1936 entstanden sein, bevor Haus Wachenfeld zum wesentlich größeren Berghof umgebaut wurde.

Diese verrostete Milchkanne liegt seit über 75 Jahren in einem Bunker am Obersalzberg zwischen Holzsplittern und Schutt. Unter dem „Führersperrgebiet“, das Hitlers Bergresidenz umgab, bauten die Nationalsozialisten ab Sommer 1943 ein über sechs Kilometer langes Bunkersystem. Das Bergidyll war zu diesem Zeitpunkt ein Machtzentrum des NS-Regimes. Bis zu 6.000 Arbeiter mussten unter Zeitdruck Stollen und Kavernen in den Fels sprengen und modernste Ausstattung einbauen. Die Mehrzahl von ihnen waren Zwangsarbeiter aus Tschechien und Italien. Zweimal pro Schicht erhielten sie eine dünne Suppe, die in Milchkannen an die Einsatzorte gebracht wurde. Um Zeit zu sparen, fanden die Pausen unter Tage statt.

Mit dem Luftangriff am 25. April 1945 endeten die Arbeiten. Werkzeuge und Baumaterial blieben an Ort und Stelle liegen. Als 1999 die Dokumentation Obersalzberg eröffnete, war der Bunker dennoch fast leer. Er war von Einheimischen, Soldaten und Tourist*innen geplündert worden. Nur die Milchkanne war übriggeblieben.

Dieses stark verbeulte und beschädigte Emailleschild wurde 2015 bei Renovierungsarbeiten am sogenannten Felberhaus in Berchtesgaden gefunden. Es diente über viele Jahrzehnte als Abdeckung eines alten Kamins. Die teilweise nicht mehr lesbare Beschriftung besagt, dass der Besitzer berechtigt war, Uniformen und Dienstkleidung für die NSDAP herzustellen.  

Zwischen 1933 und 1945 waren im „Führersperrgebiet“ am Obersalzberg mehrere Tausend Menschen beschäftigt: Darunter waren viele Zivilist*innen aber auch SS-Angehörige und Mitarbeitende von NSDAP-Dienststellen und Behörden.

Die früheren Eigentümer*innen des Felberhauses besaßen eine Schneiderei, zu deren Angebot sicher auch Uniformen zählten. Nach Kriegsende wurde das Schild entfernt, aber nicht entsorgt, sondern zum Abdecken des Kamins wiederverwertet. Jahrzehnte später überließen es die neuen Eigentümer*innen der Dokumentation Obersalzberg. 

Grablichter sind alltägliche Gegenstände, die wir mit Trauer verbinden. Diese Grabkerzen wurden an einem Ort gefunden, an dem man sie nicht vermutet: einem Wald am Obersalzberg. Hier geht es weniger um Trauer als um eine politische Haltung: Wo heute Bäume wachsen, stand der Berghof, die Bergresidenz Adolf Hitlers. Außer einer Hangstützmauer und einer Hinweistafel deutet nichts mehr auf die Geschichte des Ortes hin. Der Berghof wurde bei Kriegsende beschädigt, die Ruine 1952 abgerissen. Dennoch zieht das Gelände nach wie vor zahlreiche Geschichtsinteressierte und Neugierige an, aber auch Neonazis. Ein deutlicher Hinweis auf letztere sind die Grablichter. Auf eines wurde mit schwarzem Marker ein Hakenkreuz gemalt. „Dankeschön“ und „Unvergessen“ steht auf anderen. Seit 2015 haben Mitarbeiter*innen der Dokumentation Obersalzberg mehr als 50 solcher Kerzen und andere zweifelhafte Objekte beim Berghofgelände eingesammelt. Die gesamte Zahl der dort hinterlassenen Gegenstände liegt wohl noch höher.

Die braun-weiße Ofenkachel zeigt eine stilisierte Jagdszene, erkennbar ist ein Jäger mit Hund. Sie stellt einen regionaltypischen Hausschmuck dar, wie er im Berchtesgadener Land weit verbreitet war. Diese Kachel hatte einen bekannten Vorbesitzer: Hermann Göring bezog 1934 ein Haus auf dem Obersalzberg, das er ganz im alpenländischen Stil einrichtete.

Göring legte enormen Wert auf seine Selbstinszenierung, die er je nach Situation anpasste. Am Obersalzberg zeigte er sich daher oft in landestypischer Tracht mit Lederhose und präsentierte sein Haus als gemütliches Heim in den Bergen – inklusive Kachelofen, für den wohl auch diese Kachel vermutlich in Handarbeit gefertigt wurde.

Nach Kriegsende gelangte die Kachel in den Besitz einer Familie, die einige Kilometer vom Obersalzberg entfernt lebte. Vater und Sohn nahmen sie aus der Ruine von Görings ehemaligem Haus mit. Solche Besichtigungen der ehemaligen Wohnsitze der NS-Prominenz inklusive mitgenommener „Souvenirs“ waren damals kein Einzelfall. Rasch entstand ein zunehmender Sensationstourismus um das frühere „Führersperrgebiet“.

In der Gedenktafel spiegeln sich 150 Jahre Geschichte des Obersalzbergs. Mauritia „Moritz“ Mayer eröffnete 1878 die erste Pension in dem gleichnamigen Bergdorf. Zu ihren Gästen zählten Prominente wie der Schriftsteller Richard Voß. Für dessen Romanfigur Judith Platter im Bestseller Zwei Menschen diente Mayer als Vorbild.
Davon versuchte der spätere Besitzer der Pension zu profitieren: Bruno Büchner benannte die Pension in Hotel Platterhof um. 1928 brachte er eine Gedenktafel am Eingang und ein identisches Exemplar an ihrem Grab auf dem Berchtesgadener Friedhof an. Auf beiden Tafeln stand werbewirksam der Name Judith Platter.

Hitler wohnte mehrmals im Platterhof, bis er 1928 ein eigenes Haus in der Nachbarschaft fand, den späteren Berghof. Trotz seiner Nähe zum Nationalsozialismus musste Büchner 1936 das Hotel verkaufen. Das „Volkshotel“ im „Führersperrgebiet“ blieb fortan ausgesuchten Gästen vorbehalten. Nach 1945 war das Hotel unter dem Namen „General Walker“ Teil einer Recreation Area der US-Armee. Als diese 1996 den Standort aufgab, hing die Gedenktafel noch immer am Eingang. Beim Abriss des Gebäudes 2001 kam sie in die Dokumentation Obersalzberg.

„2im DB AG. PS. DA. 5.5.1945“ steht an einer Wand im Bunker am Obersalzberg. Mit den tief in die Betonwand geritzten Buchstaben hielten drei Soldaten den Sieg der Alliierten über das „Dritte Reich“ für die Nachwelt fest. Doch was bedeuten die Zahlen und Kürzel?

Am 5. Mai 1945 drangen erstmals alliierte Soldaten in die sechs Kilometer langen Bunkeranlagen am Obersalzberg vor. Die Gänge waren verlassen, es gab keine Kämpfe. Drei Soldaten hinterließen ihre Initialen AG, PS und DA und den Namen ihrer Einheit: Die Deuxième Division Blindée, also die Zweite Französische Panzerdivision. Die Division hatte am Tag zuvor zeitgleich mit zwei US-Verbänden den Obersalzberg erreicht. Wer zuerst da war, ist noch heute umstritten. Denn Hitlers Bergidyll galt als letzte zu bezwingende „Festung“ im Zweiten Weltkrieg. Ihren Triumph markierten die französischen Soldaten mit zwei Lothringerkreuzen: Das Symbol ihrer Division und des französischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus.

Objekte aus der Zeit des Nationalsozialismus waren und sind bei Fälscher*innen beliebt. Dazu gehören auch viele Gegenstände mit Bezug zum Obersalzberg. Einfache Gebrauchsartikel, Wandfliesen oder andere banale Dinge erzeugen Höchstpreise, wenn sie scheinbar aus Hitlers Berghof oder anderen Gebäuden stammen. Manchmal werden Objekte nachgemacht, manchmal gleich neu erfunden – wie dieser Bierdeckel. Der Aufdruck legt nahe, dass er in der Kaserne für die SS-Wachmannschaften am Obersalzberg verwendet wurde. Dort gab es zwar eine Kantine, dass sie eigene Bierdeckel hatte, ist aber nicht belegt. Sicher ist dagegen, dass dieser Bierdeckel eine Fälschung ist. Das Logo der lokalen Brauerei auf der Vorderseite war in dieser Form erst ab den 1970er Jahren in Gebrauch. Bierdeckel aus den 1930er Jahren sahen anders aus.

Eine Auswahl unserer Sammlung auf museum-digital:
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Immer wieder finden sich in Schubladen, auf Dachböden und in Kellern historische Dinge: Fotoalben, Tagebücher, Briefe oder Gegenstände aller Art. Bitte nicht wegwerfen! Wenn sie in unser Sammlungsprofil passen, übernehmen wir solche Zeugnisse gerne und bewahren sie für die Zukunft. Sie möchten sich nicht von Ihren Schätzen trennen? Kein Problem – wir fertigen Scans an, die Sie zusammen mit dem Original zurückerhalten. Ganz besonders interessiert uns dabei die Geschichte hinter Ihrem Fundstück. Nehmen Sie gerne mit uns Kontakt auf:

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Was sammeln wir? 

Ausstellungen erzählen Geschichte anhand von Ausstellungsstücken. Die Dokumentation Obersalzberg sammelt und erforscht daher Dinge aller Art zur Geschichte des Obersalzbergs, zum Alltag in der Region und zum Schicksal der Opfer des Nationalsozialismus. Der zeitliche Schwerpunkt liegt naturgemäß auf den Jahren der NS-Herrschaft. Wir suchen aber auch Objekte zur Vor- und Nachgeschichte bis in die Gegenwart: nicht nur zum “Führersperrgebiet”, sondern auch zur Geschichte des verschwundenen Bergdorfs oder zur Recreation Area der US Army und dem Tourismus nach 1945.

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