Ausstellungs-Info

Der Obersalzberg als Ort der Zeitgeschichte

Für den Obersalzberg bei Berchtesgaden, seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein vom Fremdenverkehr geprägtes Bergdorf und seit 1923 Hitlers Feriendomizil, stellte das Jahr 1933 einen gravierenden Einschnitt dar.

Am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt, erwarb Hitler im Sommer 1933 das von ihm bereits 1928 angemietete „Haus Wachenfeld“ und ließ es bis 1936 in zwei Bauabschnitten zu einer repräsentativen Residenz, dem Berghof, umbauen. Auch Hermann Göring, Martin Bormann und Albert Speer (nach dem Tod von Paul Ludwig Troost Hitlers Lieblingsarchitekt) siedelten sich mit eigenen Häusern am Obersalzberg an.

Nach der Vertreibung der Einheimischen wurde aus dem einstigen Erholungsort das „Führersperrgebiet“, eine zweite Schaltstelle der Macht neben Berlin, wo wichtige politische Entscheidungen, auch über Krieg und Frieden und den Holocaust, geplant und getroffen wurden. Die Propaganda nutzte die grandiose Bergkulisse für medienwirksame Inszenierungen Hitlers als volksnaher Politiker, Kinder- und Naturfreund, guter Nachbar, großer Staatsmann und einsamer Visionär.

Am 25. April 1945 bombardierten britische Langstreckenbomber das Gelände und zerstörten einen Großteil der Gebäude. Die Ruinen des Berghofs, der Häuser Görings und Bormanns und der SS-Kaserne wurden 1952 gesprengt. Erhalten blieben nur wenige Bauwerke, u. a. das Kehlsteinhaus und die zwischen 1943 und 1945 errichtete Bunkeranlage.

Seit 4. Mai 1945 von amerikanischen Streifkräften besetzt, wurden Teile des Obersalzbergs bereits seit 1947 als Erholungsgebiet für die US-Army genutzt und waren damit nur amerikanischen Militärangehörigen zugänglich. Lediglich ein kleiner Teil war seit 1952 für den Fremdenverkehr freigegeben.

Obwohl bereits seit Kriegsende aufgrund alliierter Rechtsakte Eigentümer des Geländes, erhielt der Freistaat Bayern erst 1996 nach dem Rückzug der Amerikaner volle Verfügungsgewalt über den Obersalzberg.

Nach der Entscheidung, dort eine Dokumentation einzurichten, entwickelte das Institut für Zeitgeschichte, München – Berlin, im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen die Konzeption für eine Dauerausstellung, die 1999 in einem auf den Fundamenten des ehemaligen Partei-Gästehauses „Hoher Göll“ errichteten Gebäude eröffnet wurde.

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